Kategorie VdK-Zeitung

Betreutes Wohnen: Augen auf bei Vertragsabschluss

Von: Annette Liebmann

Betreutes Wohnen bezeichnet Wohnformen, bei denen ältere Menschen noch selbstständig leben, bei Bedarf aber auf Unterstützung zurückgreifen können. In diesem Bereich gibt es viele Angebote, jedoch sind nicht alle zufriedenstellend.

In manchen Wohnanlagen kann man in den Gemeinschaftsräumen zusammen essen, und es gibt eine persönliche Ansprechpartnerin. © imago/Westend61

Begriff „Betreutes Wohnen“ ist nicht geschützt

Die Bezeichnung „Betreutes Wohnen“ erweckt den Eindruck, dass man in den Wohnanlagen umfassend versorgt wird, doch das ist oft nicht der Fall. In der Regel leben die Bewohnerinnen und Bewohner als Mieterinnen und Mieter in barrierefreien kleinen Wohnungen und Apartments, die sie selbst eingerichtet haben. Ein Betreuungsvertrag muss abgeschlossen werden. Pflege und hauswirtschaftliche Leistungen können bei Bedarf zusätzlich in Anspruch genommen werden.

Das Problem: Der Begriff „Betreutes Wohnen“ ist nicht geschützt. Weder gibt es ein deutschlandweit einheitliches Gütesiegel,
noch wird überprüft, ob die Anbieter bestimmte Qualitätsstandards einhalten. Deshalb ist es unbedingt notwendig, die Preise zu prüfen, sich vor Ort umfassend zu informieren und andere Bewohnerinnen und Bewohner nach ihren Erfahrungen zu fragen. 

Barrierefreie Wohnungen sind überdurchschnittlich teuer. Sind sie möbliert, kann das extra kosten. Darüber hinaus wird eine
monatliche Betreuungspauschale in Rechnung gestellt. Diese liegt zwischen 50 und 500 Euro. Interessierte sollten sich erkundigen, welche Leistungen die Pauschale beinhaltet.

Wichtige Fragen

Denn manche Anbieter verlangen 300 Euro und mehr, stellen aber nur einen einfachen Hausnotruf zur Verfügung, während andere einen Gemeinschaftsraum mit Mittagstisch und eine vielfältige Freizeitgestaltung anbieten. Zu diesen Posten kommen die Dienstleistungen hinzu, die man selbst dazukauft, zum Beispiel das Putzen der Wohnung, Einkaufen oder die Begleitung
bei einem Behördengang.

Wichtige Fragen, die man sich vor Vertragsabschluss stellen sollte, sind etwa: Ist die gesamte Wohnanlage barrierefrei? Liegt sie im Zentrum oder am Ortsrand? Gibt es Einkaufs-, Freizeit- und Naherholungsmöglichkeiten? Gibt es ein Notrufsystem im Haus und einen persönlichen Ansprechpartner mit regelmäßigen Sprechzeiten? Und nicht zuletzt: Was passiert, wenn ich eines Tages mehr Hilfe brauche? Kann ich in der Anlage gepflegt werden, oder muss ich dann in ein Pflegeheim umziehen?

Zwar sind ein Großteil der rund 303.700 Wohnanlagen mit Pflegeeinrichtungen gekoppelt, aber die dauerhafte Pflege von Bewohnerinnen und Bewohnern ist meist nicht vorgesehen. Auch eine 24-Stunden-Betreuung ist nur in wenigen Fällen möglich. Viele Einrichtungen nehmen Menschen mit einem Pflegegrad gar nicht erst auf.