Kategorie VdK-Zeitung

„Klimaschutz muss für alle bezahlbar sein“

Vor dem „1. Nordimpuls Klimagerechtigkeit“ sprachen wir mit Thomas Losse-Müller, der nach landespolitischen Stationen sich im Sozial-Klimarat und auch im VdK Nord engagiert.

© Pepe Lange

Sie sind seit einem Jahr ehrenamtlich Vorstandsmitglied des VdK Nord. Gibt es dafür einen besonderen Grund?

In der Politik kommen soziale Fragen oft zu kurz, obwohl sie eigentlich im Mittelpunkt stehen müssten. Der VdK ist hier eine starke Stimme – auch, wenn es um die Frage geht, wie Klimapolitik sozial gerecht gestaltet werden kann. Deshalb bringe ich mich hier gerne ein.

1. Nordimpuls Klimagerechtigkeit - Infos & Anmeldung

Wie lässt sich die Klimawende so gestalten, dass alle Menschen in Schleswig-Holstein mitgenommen werden? Darum geht es beim 1. NORDIMPULS KLIMAGERECHTIGKEIT am 6. Oktober in Kiel. Externer Link:Jetzt zur Teilnahme anmelden!

Hauptberuflich verantworten Sie in Berlin als Geschäftsführer einer Stiftung den Sozial-Klimarat. Worum geht es dabei?

Wir wollen Wege aufzeigen, wie Deutschland bis 2045 klimaneutral werden kann – und zwar so, dass alle mitgenommen werden. Dafür braucht es gute Politik. Wie wir alle wissen, war das in der Vergangenheit nicht immer der Fall, wie die Diskussion um das Heizungsgesetz gezeigt hat. Wir schauen: Welche Lösungen braucht es, damit sich zum Beispiel jeder
eine Wärmepumpe leisten kann?

Viele fühlen sich von der Klimapolitik ungerecht behandelt. Rücken- oder Gegenwind für Sie?

Es ist schlicht Wind – und man muss sehen, wie man darin segelt. Ich finde es völlig berechtigt, wenn Menschen sagen: „Ich kann mir das nicht leisten.“ Politik muss die Bedingungen so schaffen, dass Klimaschutz für alle möglich ist. Kritik ist für mich ein Ansporn, es besser zu machen.

Was müsste denn zum Beispiel besser laufen?

Wir brauchen einen Systemwechsel. Statt zu verbieten und ein bisschen zu fördern, sollte der Staat sagen: Wir sorgen dafür, dass du eine klimafreundliche Heizung bekommst – und du zahlst dafür eine kleine Miete. Oder überall da, wo es sinnvoll ist, liefern wir Wärme als Teil eines Fernwärme- und Nahwärmenetzes statt viele einzelne Heizungen. So wäre die Wärmewende für alle machbar.

Aber steigt dadurch nicht die Miete noch weiter?

Nicht, wenn wir es klug organisieren. Mit sozial orientierten Mietmodellen für Wärmepumpen oder mit dem Ausbau von Fernwärme können die Kosten stabil bleiben.

Wie könnte so ein Mietmodell aussehen?

Früher hat man sein Telefon von der Telekom gemietet – über eine kleine Gebühr konnte sich jeder das Gerät leisten. So ähnlich könnte es mit Wärmepumpen laufen. Sie bleiben im Besitz eines Anbieters und die Haushalte zahlen eine überschaubare monatliche Rate.

Was trägt der Sozial-Klimarat dazu bei, dass Politik solche Ideen aufgreift?

Wir haben Haushalte in Deutschland typisiert: Wer lebt wo, mit welchem Einkommen, welchem Gebäude, welchem Alter? Aus diesen 16 „Personas“ wird klar: Nicht jeder Hauseigentümer ist reich. Wenn Politik die reale Vielfalt der Menschen im Blick hat und darüber diskutiert, entstehen bessere Lösungen.

Eine gute Diskussionsmöglichkeit bietet sich beim „1. Nordimpuls Klimagerechtigkeit“ im Oktober in Kiel. Was erwarten Sie sich davon?

Vor allem den Austausch. Ich hoffe, viele Mitglieder berichten, wie es ihnen geht, was für sie machbar ist und wo es nicht funktioniert. Nur so kommen wir weiter.

Und was tun Sie persönlich fürs Klima?

Unser Haus ist klimaneutral, wir fahren ein E-Auto. Aber ehrlich gesagt: Wir konnten uns das leisten. Mein wichtigerer Beitrag ist, daran zu arbeiten, dass es auch alle anderen können. Klimapolitik muss so organisiert sein, dass sie für alle funktioniert – nicht nur für wenige.