Kategorie Klima & Mobilität

Klimaschutz sozial gestalten

Wie kann Klimaschutz sozial gerecht gestaltet werden? „Das geht nur mit Lösungen, die sich alle leisten können“, sagt Thomas Losse-Müller vom neu geschaffenen Sozial-Klimarat. Er versteht sich als ein überparteiliches und unabhängiges Gremium von Menschen, die eine sozial gerechte Klimapolitik gestalten wollen.

Thomas Losse-Müller vom Sozial-Klimarat.

Das Ostsee-Sturmhochwasser im Herbst 2023 hat seine Spuren an der Küste von Schleswig-Holstein hinterlassen. Glücklicherweise haben die meisten Deiche gehalten. Aber 50 Zentimeter höhere Pegelstände hätten zu einer großen Katastrophe führen können. 

Leider wissen wir, dass der Meeresspiegel in Nord- und Ostsee bei ungebremster Erderhitzung um deutlich mehr als nur 50 Zentimeter steigen wird. Auch kleine Hochwasser können dadurch künftig zu einer echten Gefahr werden. Deshalb muss man niemanden in Schleswig-Holstein erklären, warum Klimaschutz wichtig ist.

Menschen finden Klimaschutz wichtig – wenn er gerecht umgesetzt wird

In Umfragen sagen in der Regel acht von zehn Menschen, dass sie Klimaschutz richtig finden. Fast genauso viele sagen aber auch, dass die Lasten der Klimapolitik aktuell nicht gerecht verteilt sind. Das ist eine Gefahr. Denn wir brauchen breite gesellschaftliche Mehrheiten für erfolgreichen Klimaschutz. Die erhalten wir nur, wenn es gerecht zugeht.

„Deshalb haben wir den Sozial-Klimarat gegründet“, so Thomas Losse-Müller. „In diesem Bündnis bringen wir Klima- und Sozialpolitik zusammen, um gemeinsam Lösungen zu finden, die sich alle leisten können. Ich bin sehr dankbar, dass wir den VdK dabei als starken Partner an unserer Seite haben.“

Was Klimapolitik braucht

Die Arbeit des Sozial-Klimarat geht von vier Grundthesen aus:

  • Klimapolitische Strategien müssen von Anfang an Alle und das Ganze in den Blick nehmen. Eine klimapolitische Strategie, die nicht für alle Menschen Lösungen enthält und den Pfad zur Klimaneutralität klar beschreibt, können wir uns nicht mehr leisten. 
  • Klimapolitische Maßnahmen müssen so gestaltet werden, dass sie Menschen ein klimaneutrales Leben ermöglichen und nicht einfach verordnen. 
  • Leistungsfähige gemeinschaftliche und öffentliche Infrastrukturen sind eine zentrale Voraussetzung für sozial gerechten Klimaschutz. Sie müssen gegenüber individuellen Anpassungsstrategien priorisiert werden. 
  • Die finanzielle und organisatorische Leistungsfähigkeit des Gemeinwesens muss als Rückgrat sozial gerechter Klimapolitik gestärkt werden. Dafür bedarf es Kredite und sozial gerechter Steuererhöhungen. 

Was das konkret heißt

Eine solche Politik bedeutet beispielsweise beim Heizen, dass Öl- und Gasheizungen nicht einfach verboten werden. „Stattdessen wollen wir zunächst eine günstige Alternative anbieten“, erklärt Losse-Müller. „Schon heute transportieren wir Frisch- und Abwasser über Leitungen in die Häuser. Das wollen wir in Zukunft auch mit Heizwasser in Form von Wärmenetzen tun. Dafür brauchen wir eine neue öffentliche Infrastruktur. Für den Bau setzen wir uns ein. Klimaschutz muss als Daseinsvorsorge verstanden werden.“

Und im Verkehr sollen keine Autos verboten oder für Normalverdiener unbezahlbar gemacht werden. Losse-Müller hierzu: „Wir wollen Bus und Bahn so ausbauen und günstiger machen, dass mehr Menschen umsteigen können und dabei sogar noch Geld sparen. Für diejenigen, die weiter auf ein Auto angewiesen sind, bauen wir öffentliche Ladsäulen, an denen man günstig Strom tanken kann. Und wer sich ein teures E-Auto nicht leisten kann, bekommt die Möglichkeit, es vom Staat günstig zu mieten.“

Auf diesem Weg könnte es für alle Menschen möglich werden, die Klimaziele zu erreichen. Niemand würde finanziell überfordert. Und starke Schultern tragen mehr der Lasten, „weil wir die neue Infrastruktur über Steuern für besonders Reiche finanzieren“, so Losse-Müller.

Mehr Informationen zum Sozial-Klimarat gibt es unter: Externer Link:https://www.sozial-klimarat.de/