Regina Bunge: Ich mache das unheimlich gern
Der Sozialverband VdK Nord hat Regina Bunge auf dem Landesverbandstag 2024 im Amt als Vorsitzende bestätigt. Wir sprachen mit ihr über Erkenntnisse, aktuelle Herausforderungen und Visionen.
Sie sind seit 2022 Vorsitzende des VdK Nord. Welche Erkenntnisse haben Sie in den zwei Jahren gewonnen?
Ich habe das Amt der Vorsitzenden in einer Phase übernommen, in der wir nach zwei Corona-Lockdowns die Hoffnung hegten, bald wieder ein weitgehend normales Leben führen zu können. Doch der kurz zuvor begonnene Krieg in der Ukraine brachte unerwartete Herausforderungen mit sich. Diese gesellschaftlichen Veränderungen und politischen Unsicherheiten verdeutlichten den gestiegenen Stellenwert von Verbänden und Organisationen. Die Zusammenarbeit und Vernetzung mit anderen Akteuren sind entscheidend, um gemeinsame Ziele zu verfolgen und effektiv für soziale Gerechtigkeit einzutreten. Darüber hinaus hat die Digitalisierung den Bereich der Sozialverbände nachhaltig geprägt. Es ist wichtig, technologische Möglichkeiten zu nutzen, um die Kommunikation sowie den Austausch mit Ehrenamt fördern und zu honorieren. Ich für meinen Teil kann sagen: Ich habe es nicht bereut, das Amt der Vorsitzenden übernommen zu haben, ich mache das unheimlich gern.
Welche Entwicklungen im Verband finden Sie besonders positiv?
Es freut mich sehr zu sehen, dass die aktive Förderung unserer ehrenamtlich Tätigen positive Wirkung zeigt. Die Nachwuchsgewinnung und Nachfolgeplanung haben inzwischen einen bedeutenden Stellenwert erhalten. Die Bedeutung von Lobbyarbeit und Öffentlichkeitsarbeit hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen, um die Anliegen und Forderungen unserer Mitglieder und der Zielgruppen zu vertreten. Die Wertschätzung und Anerkennung der hauptamtlichen Mitarbeiter sowie der ehrenamtlich Engagierten sind entscheidend für den Erfolg und die Wirksamkeit unserer Arbeit. Auch unsere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie die Lobbyarbeit und sozialpolitischen Stellungnahmen tragen dazu bei, dass der VdK Nord zunehmend an Bekanntheit gewinnt.
Was sind die drängendsten Aufgaben, die jetztanstehen?
Zunächst muss sich der neu gewählte Vorstand kennenlernen und seine Arbeit aufnehmen. Es gilt, die Nachwuchsgewinnung weiter voranzutreiben, unvollständige Vorstände wieder aufzufüllen und neue Kommunikationsmöglichkeiten für alle Mitglieder zu schaffen. Zudem müssen wir an unserer sozialpolitischen Agenda arbeiten, um die dort formulierten Forderungen der Politik näherzubringen. Das wird ein anspruchsvolles Unterfangen, mit dem wir gut beschäftigt sein werden.
Auf dem Landesverbandstag wurde auch eine Anhebung des Mitgliedsbeitrags beschlossen – die zweite innerhalb von zwei Jahren. War das notwendig?
Ja, das war es. Die letzte Anhebung vor zwei Jahren war erforderlich, um unseren laufenden Geschäftsbetrieb unter normalen Bedingungenaufrechtzuerhalten. Damals konnten wir noch nicht ahnen, welche drastischen Kostensteigerungen in der Folge der Ukrainekrise auf uns zukommen würden, insbesondere bezüglich Mieten und Personalkosten. Bisher sind wir gut durch diese Herausforderungen navigiert. Diese neu beschlossene Erhöhung ist notwendig, um unsere Organisation finanziell nachhaltig zu führen und eine angemessene Entlohnung für unser Personal sicherzustellen. Nur so können wir unseren Mitgliedern auch weiterhin eine qualitativ hochwertige Unterstützung, insbesondere in Form von Rechtsbeistand, bieten und nötige Rücklagen aufbauen. Vergleichsweise liegen unsere monatlichen Beiträge von7,50Euro im oberen Mittelfeld der anderen VdK-Landesverbände, und ich habe als Nichtraucherin erfahren, dass eine Schachtel Zigaretten mittlerweile mehr kostet.
Blicken wir nach vorne: Wo sehen Sie den VdK Nord zum Landesverbandstag 2028?
Das ist eine spannende Frage, die viel Raum für Visionen bietet. Meine Vorstellung für 2028 ist wie folgt: Der VdK Nord zählt über 20 000Mitglieder, und das Gemeinschaftsleben in den Verbandsstufen hat wieder voll an Fahrt aufgenommen. Es ist uns gelungen, zahlreiche junge Menschen für unseren Verband zu gewinnen und ihnen geeignete Betätigungsfelder zu bieten. Bei Politik und Presse haben wir durch die Installation einer hauptamtlichen Fachkraft, die die Sozialpolitik koordiniert und vorantreibt, Gehör und anerkannte Expertise erlangt. Unsere Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wurde durch einen Social-Media-Manager verstärkt, und ein ehrenamtlicher Fundraiser akquiriert öffentliche Gelder, die uns die notwendige finanzielle Freiheit verschaffen, um weitere Projekte anzugehen.