Kategorie Pflege zu Hause

Welche Hilfe erhalte ich vom Pflegestützpunkt?

Ein Sturz, Krankheit, das Alter – plötzlich pflegebedürftig. Welche Hilfe gibt es, was steht mir zu? Pflegestützpunkte beraten. Wie das konkret aussieht, berichten Anja Stumpf und Sabine Reinhold vom Pflegestützpunkt Schleswig-Flensburg.

Anja Stumpf und Sabine Reinhold vom Pflegestützpunkt im Kreis Schleswig-Flensburg. © Jelowik

Viele sind sich zunächst unsicher, ob überhaupt eine Pflegebedürftigkeit vorliegt. Was raten Sie ihnen?

Sabine Reinhold: Wichtig ist, möglichst frühzeitig Kontakt zum Pflegestützpunkt aufzunehmen. Etwa wenn Eltern an ihrem Kind krankheitsbedingte Defizite im Vergleich zu Gleichaltrigen auffallen. Oder wenn erwachsene Kinder den Eindruck haben, dass ihre Eltern kognitiv immer mehr abbauen oder im Alltag nicht mehr zurechtkommen.

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Woran können Angehörige noch erkennen, dass eine Pflegebedürftigkeit erreicht ist?

Anja Stumpf: Wenn Ältere merken, dass sie mit ihrer Selbstversorgung mehr und mehr überfordert sind. Dann sollte man sich melden. Wir bieten an, gemeinsam den Pflegegradrechner durchzugehen. Hierbei kann man sehr gut die Module des Pflegegrads besprechen und auch erklären, was Pflegebedürftigkeit überhaupt bedeutet. Das ist eben nicht das Fensterputzen oder der Einkauf, sondern was ich für Einschränkungen im Alltag habe.

Den nächsten Pflegestützpunkt finden

In Schleswig-Holstein gibt es insgesamt 15 Pflegestützpunkte, die kostenlose Beratung und Unterstützung rund um das Thema Pflege anbieten. Externer Link:Den Pflegestützpunkt in Ihrer Nähe finden Sie hier.

Welche Hilfe kann ich vom Pflegestützpunkt noch bekommen?

Anja Stumpf: Pflegebedürftige Menschen und Angehörige rufen beispielsweise bei uns an, weil sie einen Pflegedienst, Hausnotruf-Anbieter oder eine Pflegeeinrichtung suchen. Unser oberstes Ziel ist, dass die Betroffenen genau die Hilfe bekommen, die sie benötigen. Bei uns erhalten sie auch eine unabhängige Beratung zu Angeboten für Menschen mit Demenz, zu Möglichkeiten der Wohnungsanpassung bis hin zur Unterstützung beim Ausfüllen von Anträgen.

Was ist, wenn Betroffene in ihrer Mobilität so stark eingeschränkt sind, dass sie den Pflegestützpunkt gar nicht aufsuchen können?

Sabine Reinhold: In diesen Fällen bieten wir an, uns die Situation vor Ort bei einem Hausbesuch anzuschauen. Das kommt sogar recht häufig vor. Interessenten rufen dazu am besten bei uns an, um einen Termin für einen Hausbesuch zu vereinbaren. Wir versuchen immer, diesen zeitnah möglich zu machen.

Ist es schwieriger geworden, einen Pflegedienst zu finden?

Sabine Reinhold: Ja. Zum einen macht sich der demografische Wandel bemerkbar. Die Anzahl pflegebedürftiger Menschen und damit auch der Bedarf an Unterstützung nimmt zu. Zum anderen ist es auch so, dass es nicht in allen Ecken hier bei uns im Kreis Schleswig-Flensburg einen Pflegedienst gibt. So kommt es vor, dass Leistungen wie das einmal wöchentliche Stellen von Medikamenten oder das Anziehen von Kompressionsstrümpfen aufgrund der Entfernung abgelehnt werden.

Pflegebedürftigkeit bedeutet eine enorme psychische Belastung und ist oft mit Ängsten verbunden – das bekommen Sie vermutlich direkt ab. Wie gehen Sie damit um und inwieweit können Sie hier unterstützen?

Anja Stumpf: Wir nehmen uns Zeit und haben immer ein offenes Ohr für ihre Ängste. Auch begleiten wir Pflegebedürftige
oder deren Angehörige über einen längeren Zeitraum. Dazu können konkret Angebote zur Unterstützung im Alltag, zur sozialen Teilhabe oder zur Selbsthilfe vermittelt werden. Wir arbeiten auch eng mit dem Sozialpsychiatrischen Dienst zusammen.

Was braucht es, dass es gut oder besser für pflegebedürftige Menschen weitergehen kann?

Anja Stumpf: Ganz klar, bezahlbare Pflege und ausreichend Pflegepersonal.