Long-Covid – VdK Nord beobachtet rasant steigende EM-Verfahren
- Erwerbsminderung: Antrags- und Klageverfahren seit 2022 verdreifacht
- „Bei Long-Covid fehlt es an Richtlinien für die Gewährung von Erwerbsminderung“
Der Sozialverband VdK Nord hat im Geschäftsjahr 2024 für seine Mitglieder mehr als 2,5 Millionen Euro an Nachzahlungen erstritten. Auch die Anzahl der Beratungen und Verfahren ist massiv gestiegen. „Wir verzeichnen nach den Pandemie-Jahren besonders im Bereich Erwerbsminderungsrente (EM) einen großen Ansturm. Das Aufkommen der Antrags- und Klageverfahren hat sich seit 2022 verdreifacht“, erläutert Geschäftsführer Ronald Manzke.
Das habe unter anderem mit einer deutlichen Zunahme psychischer Beeinträchtigungen zu tun, vor allem auch mit einer sprunghaft angestiegenen Zahl von Erkrankungen in Folge von Long-Covid. Mitglieder seien dabei ganz unterschiedlich betroffen – von Beschwerden an Herz und Lunge, die eine stark eingeschränkte Leistungsfähigkeit zur Folge haben, bis hin zur schlimmsten Form der Myalgischen Enzephalomyelitis (ME). In fast allen Fällen geht dies einher mit dem Chronischen Fatigue-Syndrom (CFS), so dass eine Belastbarkeit selbst im Alltag nicht mehr gegeben ist. Manzke: „Betroffene bzw. deren Angehörige berichten uns, dass ihr komplettes soziales Leben zusammengebrochen ist, manche können sogar nur noch im abgedunkelten Raum liegend ihren Tag verbringen. Das alles trifft auf ein komplett überfordertes Gesundheitssystem ohne gesicherte Diagnose- und Therapiemöglichkeiten sowie fehlende Richtlinien für die Gewährung von Erwerbsminderung, Pflegegraden oder Schwerbehinderung. Die gesamte Situation ist mit der früheren bei Multiple Sklerose (MS) vergleichbar.“
Der Sozialverband VdK Nord fordert deswegen, Menschen mit Corona-Langzeitfolgen besser und angemessen zu helfen. Dazu gehören mehr Beratungsstellen, umfassende Schulungen von Ärzten sowie die weitere Stärkung der Wissenschaft und Forschung. Außerdem dürfe nicht vergessen werden, dass hinter jedem Antrag ein Mensch stecke. „Oft dauert die Bearbeitung bei Erwerbsminderung enorm lange. Das ist für die Betroffenen zusätzlich belastend, weil sie vielfach nicht wissen, wie sie ihren Alltag finanziell stemmen sollen“, gibt Manzke zu bedenken.
Dass es sich für Betroffene dennoch lohnen kann, mit ihrem Anliegen zum VdK zu kommen, zeigt die Summe der erfolgreich abgeschlossenen Verfahren für 2024. Im Vergleich zum Vorjahr stieg diese um 23 Prozent auf insgesamt 2142 an. Dabei konnte jeder zweite Erstantrag auf eine Erwerbsminderungsrente erfolgreich abgeschlossen werden, im Widerspruchsverfahren waren es mehr als 40 Prozent. Insgesamt führten die hauptamtlichen Juristen im VdK Nord 9.455 Beratungsgespräche.